2. Vollversammlung der Pastoralsynode in der DDR
8. November 1973
Information Nr. 1124 über die zweite Vollversammlung der Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR vom 19. bis 21. Oktober 1973 in Dresden
Die zweite Vollversammlung der Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR wurde vom katholischen Klerus unter strengster Geheimhaltung vorbereitet.1
Mehrfach wurde von katholischen Kirchenpersönlichkeiten im internen Kreise geäußert, dass die Vollversammlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden müsse und nur solche Informationen über den Verlauf zugelassen werden, die von Verantwortlichen der katholischen Kirche »zensiert« wurden.
Die konspirative Vorbereitung der Synode kam u. a. auch darin zum Ausdruck, dass die von fünf Fachkommissionen erarbeiteten Materialien zu den Themen »Glaube heute«, »Ehe und Familie«, »Gemeinde«, »Ökumene«, »Beruf und Welt« allen Synodalen auf dem Kurierweg zugestellt wurden.
(Diese Vorlagen liegen dem MfS im vollen Wortlaut vor und können bei Bedarf angefordert werden.)
Die zweite Vollversammlung der Pastoralsynode fand in der Zeit vom 19. bis 21.10.1973 in der Hofkirche zu Dresden unter Leitung von Kardinal Bengsch2 statt.
Als Gäste und Beobachter nahmen daran teil:
Gäste
BRD:
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Akademiedirektor Dr. Henry Fischer,3 Hamburg, Vorsitzender der Katholischen Akademie
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Rechtsanwalt Dr. Bernhard Servatius4 Hamburg, Mitglied des Präsidiums der Synode der BRD
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Dr. Josef Homeyer,5 Sekretär der katholischen Bischofskonferenz der BRD, aus München
Schweiz:
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Bischof Joseph Hasler,6 St. Gallen, Vertreter der nationalen Synode in der Schweiz »Synode 72«
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Bischofsvikar Dr. Ivo Fürer,7 St. Gallen, Vertreter der nationalen Synode in der Schweiz »Synode 72«
SFR Jugoslawien:
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Dr. Vjekoslav Milovan,8 Zagreb, Sekretär der jugoslawischen Bischofskonferenz
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Domherr Rafko Lesnik,9 Ljubljana, bereitet im Auftrag der jugoslawischen Bischofskonferenz eine Synode in Jugoslawien vor
VR Polen:
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Monsignore Józef Glemp,10 Warschau, Sekretär der Bischofskonferenz in der VR Polen
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Prof. Jerzy Pawlik,11 Krakow, Theologieprofessor
Beobachter
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Priester Michail Turčin,12 Mitteleuropäisches Exarchat des Moskauer Patriarchats
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Oberkirchenrätin Lewek,13 Berlin, Vertreter des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR14
und fünf weitere Vertreter der evangelischen Kirche in der DDR.
Unmittelbar nach der Begrüßung der Gäste durch Kardinal Bengsch erteilte der Vizepräsident Kockelmann15 dem Vizepräsidenten Dr. Zobel/Dresden16 das Wort zu einer Erklärung.
Zobel nahm zu seiner Teilnahme und zu seinem Auftreten auf einer Tagung am 12.9.1973 in der Hauptstadt Berlin zur Vorbereitung des Moskauer Weltkongresses der Friedenskräfte17 Stellung und betonte, dass seine Teilnahme ausschließlich als Privatperson und nicht in seiner Eigenschaft als Vizepräsident erfolgt sei.
Die Darstellungen in der Presse, in denen vom Auftreten des Vizepräsidenten gesprochen worden sei, wären irreführend.18
(Der Wortlaut der Erklärung von Vizepräsident Zobel wird in der Anlage 1 beigefügt.)
Danach ergriff Kardinal Bengsch als Präsident der Synode das Wort zu einer Erklärung, die er im Namen des Präsidiums der Synode abgab. Darin wurde betont, dass kein Synodale in der Öffentlichkeit im Namen der Synode auftreten könne, wobei er beachten müsse, dass er für die Dauer der Synode in der Öffentlichkeit stets als Synodale betrachtet werde. Weiter erinnerte Kardinal Bengsch an eine Klausel, die im Genehmigungsverfahren der Synode durch den Vatikan verbindlich geworden war, und die besagt, dass die Synode nur unter der Voraussetzung zugelassen wird, »dass sie frei bleibt von jeder fremden Beeinflussung«.19
Dieser Erklärung fügte Kardinal Bengsch noch ein persönliches Wort hinzu.
Darin betonte er, dass die katholische Kirche in der DDR gegenüber erschienenen Pressemeldungen keine Korrekturmöglichkeiten besitze. In diesem Zusammenhang bezog er sich auf ein »enttäuschendes Zeichen«, den Abdruck einer Artikelserie aus Italien über »Gespräche im Beichtstuhl«20 in der Zeitschrift »Horizont«21.22
Er führte weiter aus, dass »bei allen Spannungen diese Methode in den letzten 20 Jahren nur ausnahmsweise angewendet worden« sei und er dies für »verfehlt und unser Gefühl beleidigend« halte.
Zum Abschluss dieses persönlichen Wortes erklärte Bengsch Vizepräsidenten Dr. Zobel sein volles Vertrauen.
Die Rede des Kardinals wurde mit starkem Beifall aufgenommen.
(Der volle Wortlaut der Erklärung von Kardinal Bengsch wird in der Anlage 2 beigefügt.)
Die Erklärungen von Kardinal Bengsch und Vizepräsident Zobel wurden auf einer Präsidiumstagung der Pastoralsynode, die unter Beteiligung aller katholischen Bischöfe der DDR stattfand, beschlossen. (Anlass für diese Erklärungen waren Presse- und Rundfunkmeldungen der DDR, die vom Auftreten des Vizepräsidenten der Pastoralsynode bei der Vorbereitungstagung für den Moskauer Weltkongress sprachen.23 Außerdem wurde in einem Artikel des »Rheinischen Merkurs« vom 5.10.1973 von einer »Beeinflussung der Pastoralsynode der katholischen Kirche der DDR durch den Staat« im Zusammenhang mit dem Auftreten des Vizepräsidenten der Pastoralsynode berichtet. In diesem Artikel war die Absetzung des Vizepräsidenten Dr. Zobel gefordert worden.)24
Anschließend an diese Erklärungen wurden während der drei Sitzungstage die Vorlagen behandelt:
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Glaube heute – Vorlage 1 –
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Situationsgerechte Akzentuierung des Glaubens25
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Gemeinde – Vorlage 3
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Diakonie in der Gemeinde26
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Ehe und Familie – Vorlage 2
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Vorbereitung auf die Ehe27
Zum ersten Beratungsgegenstand wurde durch einen Vertreter der Fachkommission dargelegt, dass die Kommission davon ausgegangen sei,
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dass die Christen in der DDR in der Diaspora-Situation leben,
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dass das Leben der Christen entscheidend geprägt sei durch ihre Tätigkeit in der Kirche und in der Welt und
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dass die Arbeit der Christen heute unter der großen Erwartung stehe, eine neue, eine bessere Welt errichten zu können.
In der Vorlage wurde u. a. dargelegt, dass »nur Gott den nüchternen Blick für die Unzulänglichkeiten allen menschlichen Tuns« erhalte.
Im Verlaufe der Diskussion zu diesem Papier gab es Diskussionsbeiträge u. a. des Studentenpfarrers aus Halle Göbel28 und des ehemaligen Studentenpfarrers aus Leipzig Rosner,29 die den Inhalt kritisierten. Sie forderten eine wirkliche Einschätzung der gesellschaftlichen Umwelt. Pfarrer Rosner forderte u. a., eine eindeutige Aussage über den Begriff der »Freiheit« aufzunehmen.
Dabei äußerte er: »Man hat vielleicht eine innere Hemmung gegen den Ausdruck Freiheit; aber ich möchte doch meinen, dass die Synode aufgerufen ist, diese Hemmung zu überwinden. Es könnte sein, dass wir noch die einzige Gruppierung in unserer Gesellschaft sind, in der man frei über Freiheit reden kann.«
Durch die gesamten Diskussionen zog sich vor allem ein Streit um die Klein- und Großschreibung in den Papieren »Situationsgerechte Akzentuierung des Glaubens«. Bei diesen Diskussionen ging es besonders um folgendes Problem:
Die Fachkommission hatte in diesem Papier eine Untergliederung in Kommentare (Kleinschreibung) und in Abschnitte (Großschreibung), die den Synodalen zur Abstimmung vorgelegt wurden, vorgenommen. Die zur Abstimmung vorgesehenen Abschnitte, welche zur Veröffentlichung vorgesehen waren, haben einen ausgesprochen abstrakt theologischen Charakter. Dadurch sollte einer »Auseinandersetzung mit der realen Umwelt des Sozialismus« aus dem Wege gegangen werden.
Die Vertreter der innerkirchlichen »oppositionellen« Gruppierungen streben dagegen eine Auseinandersetzung mit der sozialistischen Gesellschaftsordnung an. Das fand seinen Ausdruck insbesondere darin, indem die Pfarrer Göbel, Rosner und andere Synodale des Arbeitskreises Halle während der Synode wiederholt auch eine Veröffentlichung solcher Abschnitte forderten, von denen sie offensichtlich annahmen, sie könnten unter Umständen zu einer Auseinandersetzung mit dem Staat führen, da sie in stark verbrämter Form Formulierungen gegen die sozialistische Gesellschaftsordnung enthielten.
Während der gesamten Synode war zu beobachten, dass Kardinal Bengsch offenbar bemüht war, Probleme, die zu einer direkten Konfrontation mit dem Staat der DDR führen, abzubauen.
Das wurde deutlich in seinem Bemühen, den oppositionellen Einfluss der Pfarrer Göbel, Rosner und anderer Synodale des Arbeitskreises Halle auf die Synode zurückzudrängen und alle Formulierungen, die dem Staat Anlass zu Auseinandersetzungen geben könnten, abzuschwächen, zu vermeiden bzw. nicht für eine Veröffentlichung zuzulassen.
Dies fand weiter seinen Ausdruck in der Initiative Bengschs zur Abgabe der beiden in der Anlage beigefügten Erklärungen, womit er erreichte, dass es zu keinen weiteren öffentlichen Äußerungen während der Synode zu diesem Problem, insbesondere zur »Beeinflussung der Pastoralsynode durch den Staat« kam.
Gleichzeitig bekräftigte Kardinal Bengsch in dieser von ihm abgegebenen Erklärung (siehe Anlage) die vom Klerus bisher verfolgte Linie, wonach Synodale in der außerkirchlichen Öffentlichkeit ein offizielles Auftreten vermeiden sollen. Auch diese Orientierung erfolgt offensichtlich mit dem Ziel, dem Staat keine Handhabe zu geben, sich zu kirchlichen Fragen zu äußern.
Außerdem war Kardinal Bengsch auch in individuellen Gesprächen mit Synodalen in Konferenzpausen bemüht, sie zur Meinungszurückhaltung in außerkirchlichen Fragen zu veranlassen.
In der Diskussion während der Synode wurden weiter eine Reihe innerkirchlicher Differenzen offenkundig, die sowohl beim Klerus als auch bei den Laien vorhanden sind.
Obwohl sich diese Diskussionen nach außen als »Haarspaltereien« darstellen, ging es dem Klerus und den Synodalen dabei im Wesentlichen um die Festigung der Position der Kirche und um die Aktivierung der Gemeindemitglieder zur Vertiefung und Verbreitung des Glaubens in der sozialistischen Gesellschaft.
Diskussionen wurden in diesem Zusammenhang um Formulierungen (z. B., ob das Wort »Freiheit« in Vorlagen aufgenommen wird oder nicht), um Geschäfts- und Verfahrensfragen geführt.
Streitgespräche entstanden u. a. auch um den in den Vorlagen verwandten Begriff »Gemeindeleiter« bzw. »Priester«, wobei besonders vom Klerus die Meinung vertreten wurde, dass die Verwendung des Begriffs »Gemeindeleiter« der Kirchenordnung widerspreche. Offensichtlich stößt der Begriff »Gemeindeleiter« beim Klerus deshalb auf Ablehnung, weil er ihrer Meinung nach zu wenig Autorität sowohl beim Staatsapparat als auch bei den Gläubigen hervorruft.
Es ist zu erwarten, dass die hier angeführten Probleme bei der zweiten Lesung der Papiere auf der dritten Vollversammlung im März 1974 eine Rolle spielen werden.
Die dritte Vollversammlung der Pastoralsynode ist in der Zeit vom 21. bis 24. März 1974 angesetzt. Als Beratungsgegenstände wurden festgelegt
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Aspekte des Verkündigungsdienstes der Gemeinde,
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Akzente des christlichen Lebens in Ehe und Familie,
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Dienste und ihre Ordnungen,
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Einsatz für Frieden, Menschenwürde und Versöhnung.
Es ist zu erwarten, dass die innerkirchlichen »oppositionellen« Kräfte den letzten Punkt für eine Forcierung der Auseinandersetzungen mit der sozialistischen Gesellschaftsordnung auszunutzen versuchen.
Das für den Kardinal Bengsch und das Präsidium angefertigte streng geheime Wortprotokoll der Synode ist beim MfS vorhanden und kann bei Bedarf angefordert werden.
2 Anlagen
Wortlaut der Erklärungen von Bengsch und Zobel
Diese Information ist wegen Quellengefährdung nicht zur öffentlichen Auswertung bestimmt.
Anlage 1 zur Information Nr. 1124/73
Erklärung von Dr. Hans-Joachim Zobel, Dresden, Vizepräsident der Pastoralsynode, auf der zweiten Sitzung am 19. Oktober 1973
Dresden, den 19. Oktober 1973
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bevor wir mit der Arbeit beginnen, gestatten Sie mir das Wort in eigener Sache. Einige von Ihnen werden vor ca. fünf Wochen im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Weltkongresses für den Frieden meinen Namen in der Presse gelesen haben. Um naheliegenden Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich zu dieser Angelegenheit eine Erklärung abgeben.
Ich wurde als Privatperson eingeladen und habe auch in meinem Diskussionsbeitrag betont, dass ich meine persönliche Meinung als katholischer Christ zum Aufbau einer gerechten Friedensordnung vortrage. Aus dieser Äußerung konnte jeder entnehmen, dass ich weder im Auftrag und Namen der Kirche sprach noch von der Pastoralsynode dazu autorisiert wurde. Dennoch war mein Auftreten für Presse und Fernsehen Anlass, stets vom Vizepräsidenten der Pastoralsynode zu sprechen, offenbar und somit die gedankliche Verbindung anzuregen, die Pastoralsynode habe sich in dieser Angelegenheit engagiert. Ich stelle deshalb wiederholt und ausdrücklich fest, dass nicht die geringste Veranlassung besteht, zwischen beiden Ereignissen einen Zusammenhang zu vermuten. Die Pastoralsynode ist und bleibt ein innerkirchlicher Vorgang. Ich hoffe, dass sie meinen Standpunkt verstehen.
Anlage 2 zur Information Nr. 1124/73
Erklärung des Präsidiums der Pastoralsynode, vorgetragen von Kardinal Bengsch, Präsident der Pastoralsynode
Dresden, den 19. Oktober 1973
Das Präsidium der Pastoralsynode gibt einstimmig folgende Erklärung ab:
Da die Pastoralsynode ihrer Natur nach ein innerkirchlicher Vorgang ist, kann kein Synodal in der außerkirchlichen Öffentlichkeit im Namen der Synode reden. Ebenso ist es nicht möglich, dass er in seiner Eigenschaft als Synodale eine öffentliche Erklärung abgibt. Jeder Synodale muss ferner bedenken, dass er für die Dauer der Synode in der Öffentlichkeit immer als Synodale betrachtet wird.
Zweitens, das Präsidium erinnert die Synodalen an die vor Beginn der Synode bekannt gegebenen Bedingungen seitens des Heiligen Stuhles. Im Genehmigungsschreiben der Bischofskongregation vom 26. Februar 1971 heißt es, dass die Genehmigung unter der Voraussetzung gewährt wird, dass die Synode in ihrer Zusammensetzung, in ihrem Wahlverfahren und in ihrem Ablauf frei bleibt von jeder fremden Beeinflussung. Das Präsidium muss in Übereinstimmung mit der Ordinarienkonferenz darauf hinweisen, dass ein Einfluss dritter Stelle nicht nur durch direkten Einfluss außerkirchlicher Instanzen, sondern auch durch außersynodale kirchliche Gremien entstehen kann oder durch Synodale selber bewusst oder unbewusst mit verursacht. Auch auf solchen Wegen kann eine Veränderung der Zielsetzung der Pastoralsynode erfolgen, die dann als fremde Beeinflussung bezeichnet werden müsste und damit die Genehmigung des Heiligen Stuhles aufhebt.
Das Präsidium bittet, ernsthaft zu bedenken, dass diese Zurückhaltung um der Freiheit der Synode und der einzelnen Synodalen willen geboten ist und deshalb von den meisten Gemeinden mit ihren Priestern unbedingt erwartet und verstanden wird.
Auch wenn Einzelne und Gruppen in der Kirche eine andere Verhaltensweise für möglich halten, so wird man doch bei nüchterner Abwägung der gegebenen Erfahrung und Bedingungen für die Pastoralsynode keine andere Haltung verantworten können. Es ist entscheidend, dass im synodalen Vorgang das notwendige Vertrauen und die notwendige Offenheit erhalten bleiben. Darum ist es erforderlich, dass alle Versuche dritter Stellen, direkt oder indirekt auf die Synode oder die Synodalen Einfluss zu nehmen, den zuständigen Ortsordinarien zur Kenntnis gebracht werden.
Darf ich, meine Damen und Herren, zu dieser Erklärung, die ihrer Natur nach kein Diskussionsgegenstand sein kann in dieser Versammlung, in meinem Namen persönlich etwas anfügen.
Es geht um die Freiheit der Synode und der einzelnen Synodalen. Wir wissen, dass verschiedene Besuche und Gespräche stattgefunden haben von Nichtsynodalen, nichtkirchlichen und nichtstaatlichen Stellen. Und wir wissen, dass dies für Synodale, die nicht im kirchlichen Dienst stehen, zu einer Last werden kann. Deshalb stelle ich dies hier öffentlich fest. Ich benutze die Gelegenheit, um allen Synodalen, die nicht im kirchlichen Dienst stehen, für die Bereitschaft zu danken, diese Aufgabe hier anzunehmen, und diesen Dank und diese Anerkennung spreche ich aus vollem Herzen aus.
Die zweite Möglichkeit, die in der Erklärung des Präsidiums genannt ist, dass auch auf indirektem Wege ein Einfluss entstehen kann, lässt sich sicher erklären, wenn Sie daran denken, dass wir gegenüber Pressemeldungen in beiden Gegenden keine Korrekturmöglichkeit haben und dadurch also einseitige Information, unabsichtliche Einseitigkeit sich schwerer auswachsen kann, als das unter anderen Bedingungen gegeben ist.
Sie wissen, dass man auch an die Synode schreiben kann, im Interesse einer Gruppe an die Synodalen, sodass all diese Dinge von uns sorgfältig und wachsam bedacht werden müssen, nicht weil wir, wie das Schlagwort heißt, im Ghetto leben. Wir sind unterwegs, aber nicht auf Autobahnen, sondern manchmal auch auf einem vereisten Weg, wo man etwas vorsichtig laufen muss.
Der entscheidende Grund ist, es gibt keine Korrekturmöglichkeit.
Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einen Hinweis anhängen. Es ist für den synodalen Vorgang und für unser Leben hier ein, ich möchte sagen, enttäuschendes Zeichen, dass die Hetzschrift »Horizont«, die hier erscheint, gerade jetzt den Abdruck von Tonbändern aus Italien vornimmt in Fortsetzungen, in denen man Beichtgespräche abgehört hat. Bei allen Spannungen, die es gibt, ist diese Methode in den letzten 20 Jahren nur ausnahmsweise angewendet worden. Wir halten es für verfehlt und für unser Gefühl beleidigend, dass Dinge, die auch einem Nichtchristen sacro sancta erschienen, bis jetzt für politische Zwecke gebraucht werden. Leider ist das ein Warnzeichen. Besonders betrüblich ist, dass dies gleichzeitig geschieht mit den Bemühungen der bundesrepublikanischen Pornozeitschrift »Jasmin«,30 Beichtgespräche in die Diskussion an den § 21831 zu bringen. Hier sind Hinweise darauf, wie Druck oder Belastung entstehen kann, und ich möchte in dieser Situation die Synode bitten, das, was auch in der Präsidiumserklärung steht, wörtlich zu nehmen. Wir wollen die Atmosphäre des Vertrauens, der Offenheit erhalten, obwohl wir zugleich aus gutem Grund, nicht aus Angst, aus Erfahrung, vorsichtig sein müssen, dass wir nicht vielleicht auch durch eigene Unvorsichtigkeit uns eine Belastung schaffen.
In meinem eigenen Namen und ganz persönlich darf ich sagen, um auch hier möglichen Missverständnissen vorzubeugen, ich spreche Herrn Dr. Zobel mein volles Vertrauen aus.