Aufklärung einer anonymen Bombendrohung
9. August 1973
Information Nr. 788/73 über die Aufklärung einer anonymen Bombendrohung für den 5. August 1973
Am 4.8.1973 wurde der [Name, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1954, wohnhaft 1017 Berlin, [Straße, Nr.], zuletzt ohne Beschäftigung durch das MfS festgenommen und gegen ihn wegen staatsfeindlicher Hetze ein Ermittlungsverfahren eingeleitet sowie Haftbefehl erlassen.
Der [Name] verfasste am 1.8.1973 unter Beachtung verschiedener Sicherheitsmaßregeln einen an das Organisationskomitee der X. Weltfestspiele1 gerichteten anonymen Drohbrief, in dem er für den 5.8.1973 einen Bombenanschlag auf dem Leninplatz2 ankündigte und gegen das Festival sowie die teilnehmenden Delegationen sozialistischer Länder hetzte.
Gleichzeitig gab [Name] in dem besagten Brief an, die westdeutschen Fernsehanstalten ARD und ZDF über den geplanten Anschlag informiert zu haben.
(Dieser Drohbrief konnte vor Erreichen des Empfängers sichergestellt werden.)
Über die Beweggründe seiner Handlungsweise sagt [Name], der im Elternhaus im fortschrittlichen Sinne erzogen wurde, aus, dass er bereits seit Monaten eine negative Einstellung zum Umfang der betriebenen Vorbereitungen für die X. Weltfestspiele besitzt. Diese Auffassung habe sich insbesondere während der ersten Tage des Festivals verstärkt, da nach Meinung des [Name] im Zusammenhang mit der Vorbereitung und Durchführung des Festivals ein zu hoher materieller Aufwand betrieben worden sei.
[Name] hatte bis zum Zeitpunkt seiner Festnahme noch keine konkreten Handlungen zur Realisierung des angedrohten Bombenanschlages unternommen.3
Im Rahmen der weiteren Untersuchungen wird insbesondere geprüft, inwieweit [Name] als Urheber ähnlicher Drohbriefe bzw. Anrufe infrage kommt.