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Ergänzung zur Festnahme eines Staatsbürgers Kuweits

29. Januar 1973
Information Nr. 92/73 über die Beteiligung eines Staatsbürgers des Scheichtums Kuwait an der Ausschleusung von DDR-Bürgern nach Westberlin

Am 27.1.1973, gegen 19.00 Uhr, wurden an der Grenzübergangsstelle Friedrichstraße/Zimmerstraße der kuweitische Staatsbürger [Name 1, Vorname]1, geboren am [Tag, Monat] 1940, wohnhaft Berlin (West)-Reinickendorf, [Straße, Nr.], ausgewiesen als Presseattaché der Botschaft des Kuwait in Italien sowie zwei in seiner Begleitung befindliche Personen (ein libanesischer und ein jordanischer Staatsbürger) beim Versuch, im Kofferraum eines Pkw, Typ »Opel«, polizeiliches Kennzeichen B – R 4431, versteckt Bürger der DDR nach Westberlin auszuschleusen, festgenommen.

Nach Feststellungen des MfS war [Name 1] bereits 1972 an mehreren Ausschleusungen von DDR-Bürgern beteiligt, die im Auftrag professioneller Menschenhändlerorganisationen Westberlins2 durchgeführt wurden.

In den bisherigen Untersuchungen bestreitet [Name 1], Kenntnis von der missbräuchlichen Benutzung seines Pkw und der Tatsache der Ausnutzung seiner Kontrollbefreiung beim Grenzübertritt zum Zwecke der Ausschleusung von DDR-Bürgern zu haben.

Eigenen Einlassungen zufolge will [Name 1] von 1962 bis 1966 Abgeordneter im Parlament des Scheichtums Kuweit gewesen sein. 1966 habe er sich aufgrund der engen Beziehungen seiner Familie zu Premierminister Al-Sabah, Gaben3 und dem Außenminister Al-Sabah, Sabah4 als Abgeordneter entbinden lassen.

Finanzieller Vorteile wegen hätte er das Angebot des Außenministers, als Presseattaché des Kuwait in Rom zu fungieren, angenommen, wodurch er 1966 in den Besitz eines Diplomatenpasses gekommen sei. Er habe diese Funktion jedoch niemals ausgeübt.

Seit seiner Akkreditierung habe er sich in der BRD bzw. Westberlin aufgehalten, wo er in verschiedenen Einrichtungen des »Goethe-Instituts«5 seine deutschen Sprachkenntnisse vervollständigt haben will. Von der Regierung des Kuwait habe er monatlich ca. 3 500 Westmark erhalten.

Im Herbst 1971 will [Name 1] vom Außenminister des Kuwait das Angebot erhalten haben, zukünftig als Konsul des Kuwait in der DDR tätig zu sein, was er abgelehnt habe, weil er in der Wirtschaft des Kuwait arbeiten will.

In den bisherigen Untersuchungen hat [Name 1] keine Ansprüche auf Behandlung als Diplomat geltend gemacht.

Eine Verbindungsaufnahme zur diplomatischen Vertretung des Kuwait hat er bisher nicht gefordert.

Die Untersuchungen des MfS werden fortgesetzt.

  1. Zum nächsten Dokument Widerrechtliche Festnahme von Transport-Kriminalpolizisten

    30. Januar 1973
    Information Nr. 104/73 über die widerrechtliche Festnahme zweier Angehöriger der Transport-Kriminalpolizei durch die Westberliner Polizei am 31. Januar 1973

  2. Zum vorherigen Dokument Festnahme eines Presseattachés Kuweits

    [ohne Datum]
    Information Nr. 90/73 über die Verhinderung einer Personenschleusung und die Festnahme eines Presseattachés Kuwaits und zwei weiterer Bürger arabischer Staaten