Festnahme eines Brandstifters aus Langenau
25. Juni 1973
Information Nr. 589/73 über die Festnahme eines Brandstifters aus [Ort], Kreis Brand-Erbisdorf, Bezirk Karl-Marx-Stadt, am 20. Juni 1973
Am 20.6.1973, gegen 19.15 Uhr, brach in einer im Privatbesitz befindlichen Scheune in [Ort] ein Brand aus.
Hausbewohner bemerkten den Entstehungsbrand rechtzeitig und konnten diesen sofort löschen, sodass kein Sachschaden entstand.
Aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung und den durch die Sicherheitsorgane sofort eingeleiteten Überprüfungen wurde als Täter der [Name, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1949, wohnhaft [Ort], [Straße, Nr.], Bäcker im VEB Keksfabrik Brand-Erbisdorf, Kandidat der SED, Mitglied der FDJ und Teilnehmer der Massendelegation des Bezirkes Karl-Marx-Stadt zu den X. Weltfestspielen1 ermittelt und festgenommen.
Durch das MfS wurde gegen ihn ein Ermittlungsverfahren mit Haft eingeleitet.
Wie die bisherigen Untersuchungen ergaben hatte [Name] sich vor der Tatausführung in der Gaststätte »Am Bahnhof« in [Ort] aufgehalten und Alkohol zu sich genommen. Seine Handlungsfähigkeit war nach den bisherigen Feststellungen durch den Alkoholgenuss nicht beeinträchtigt. Nach dem Verlassen der Gaststätte begab sich [Name] zur Rückseite der Scheune des Wohngrundstückes [Straße], schlug eine Fensterscheibe ein, überzeugte sich, ob brennbares Material vorhanden ist und setzte anschließend mit einem brennenden Stück Papier das in der Scheune lagernde Stroh in Brand.
[Name] kalkulierte bei der Tatausführung ein Übergreifen des Feuers auf das anliegende Wohnhaus ein. Er motivierte nach den bisherigen Untersuchungen seine Handlungsweise damit, dass er die Absicht verfolgte, die DDR auf ungesetzlichem Wege zu verlassen. Mit dieser Brandstiftung wollte er die Voraussetzungen schaffen, um nach vollzogenem ungesetzlichem Grenzübertritt in der BRD als »politischer Flüchtling« anerkannt zu werden.
Weil [Name] häufig übermäßig Alkohol zu sich nahm und wegen einer 1966 erfolgten Verurteilung im Zusammenhang mit einem versuchten ungesetzlichen Grenzübertritt, war er durch das MfS als Teilnehmer für die X. Weltfestspiele abgelehnt worden.
Seitens der Betriebsleitung des VEB Keksfabrik sowie der Kreisleitung der SED war die Aufnahme des [Name] in die Massendelegation des Bezirkes trotz dieser Bedenken befürwortet [worden].
Die Untersuchungen zur umfassenden Aufklärung der Ursachen, Motive und begünstigenden Bedingungen werden fortgesetzt.