Festnahme eines Westberliner Bürgers
9. August 1973
Information Nr. 734/73 über die Festnahme eines Westberliner Bürgers am 28. Juli 1973
Am 28.7.1973 wurde der Westberliner Bürger [Name, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1950, wohnhaft Berlin-Reinickendorf, [Straße, Nr.], zuletzt beschäftigt als Hilfsarbeiter im Institut für Gärungsgewerbe in Berlin-Wedding bei der Einreise in die Hauptstadt der DDR über die Grenzübergangsstelle Berlin-Friedrichstraße festgenommen und gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Terror eingeleitet sowie Haftbefehl erlassen.
Die vom MfS bisher eingeleiteten Untersuchungen ergaben Folgendes:
In den Monaten Juni und Juli 1973 schrieb [Name] unter Verwendung verschiedener fingierter Westberliner Absender vier Briefe an das MfS, das Ministerium für Justiz, das Ministerium des Innern und an den Magistrat von Groß-Berlin, in denen er die Auszahlung von 50 TDM West sowie die Ausweisung einer wegen asozialer Lebensweise zur Arbeitserziehung verurteilten weiblichen Jugendlichen forderte.
Im Falle der Nichterfüllung seiner Forderungen drohte [Name] die Durchführung von Sprengstoffanschlägen gegen lebenswichtige Gebäude, Anlagen und das MfS in der Hauptstadt der DDR sowie gegen Einrichtungen der SEW1 und der S-Bahn in Westberlin2 an.
Den Briefen an das MfS und das Ministerium für Justiz waren in Plastfolien verpackte hochtoxische Substanzen beigelegt, die einen Menschen töten bzw. seine Gesundheit schwer schädigen können und pathologisch nicht nachweisbar sind. Diese Gifte beschaffte sich [Name] bei einem Westberliner Drogisten, bei dem er nach eigenen Angaben in der Vergangenheit bereits andere Chemikalien gekauft hat.
Insbesondere inspiriert von der Provokation an der Staatsgrenze der DDR im »Märkischen Viertel« am 8.7.1973,3 versandte [Name] am 13.7.1973 eine mit »Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit«4 unterzeichnete Schrift an den Parteivorstand der SEW, in der er Sprengstoffanschläge gegen das Gebäude der DDR androhte. Am gleichen Tage stieß er im Verlaufe von anonymen Telefonanrufen gegen den Parteivorstand der SEW die gleichen Drohungen aus.
Die Beweggründe für die Handlungen des [Name] liegen in seiner feindlichen Einstellung gegen die DDR und speziell gegen die Sicherheitsorgane der DDR, wobei der Einfluss westlicher Publikationsorgane eine wesentliche Rolle bei der Herausbildung einer solchen Einstellung spielte.
Die Untersuchungen werden fortgesetzt.