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Festnahme wegen Menschenhandel

28. August 1973
Information Nr. 872/73 über die Festnahme eines BRD-Bürgers wegen des Verdachts des staatsfeindlichen Menschenhandels

Am 25.8.1973, gegen 17.00 Uhr, wurde an der Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße der mit Visum zum Tagesaufenthalt in die Hauptstadt eingereiste BRD-Bürger [Name 1, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1937, wohnhaft Leonberg/Baden Württemberg, [Straße, Nr.], zuletzt tätig als Kranmonteur bei der Firma Fehrmann Waiblingen,1 festgenommen.

Im Ergebnis der Grenzabfertigung waren bei [Name 1] schriftliche Aufzeichnungen und Fotos festgestellt worden, aus denen sich der dringende Verdacht ergab, dass [Name 1] zum Zwecke der Vorbereitung und Organisierung der Ausschleusung von DDR-Bürgern in die Hauptstadt der DDR einreiste.

Die bisherigen Untersuchungen des MfS ergaben, dass sich [Name 1] im Juni/Juli 1973 bereit erklärte, im Auftrag eines »Arbeitskollegen« aus »Gefälligkeit« einen Bürger der DDR in einem Pkw versteckt unter Missbrauch des Transitabkommens2 nach der BRD auszuschleusen.

Zum Zwecke der Erfüllung dieses Auftrages reiste [Name 1] am 25.8.1973 mit seinem Pkw im Transitverkehr von der BRD nach Berlin (West) und von dort aus ohne Pkw mit dem Ziel in die Hauptstadt der DDR, sich mit dem zur Ausschleusung vorgesehenen DDR-Bürger zu treffen und diesem Instruktionen über die Durchführung der Ausschleusung zu übermitteln.

Im Ergebnis der durchgeführten Überprüfungen konnte am gleichen Tage der DDR-Bürger Dr. med. Wessollek, Siegfried,3 geboren [Tag, Monat] 1930, wohnhaft Brandenburg/Havel, [Straße, Nr.], zuletzt tätig als Arzt im Bezirkskrankenhaus Brandenburg/Havel als der zur Ausschleusung vorgesehene DDR-Bürger ermittelt und festgenommen werden.

Bisherigen Untersuchungen zufolge trägt sich Dr. Wessollek seit etwa Ende 1972 wegen angeblicher beruflicher und familiärer Schwierigkeiten mit dem Gedanken des ungesetzlichen Verlassens der DDR.

Dieser Entschluss sei insbesondere durch das ihm bekannt gewordene ungesetzliche Verlassen der DDR durch den mit ihm aus gemeinsamer Studienzeit seit 1955 befreundeten [Name 2] (ehemals wohnhaft und tätig im Kreis Querfurt) im September 1972 ausgelöst worden.

[Name 2] hat seit Anfang 1973 dem Dr. Wessollek Unterstützung beim ungesetzlichen Verlassen der DDR zugesichert und ihm in der Folgezeit mehrmals Instruktionen über die Realisierung des Vorhabens übermittelt.

Gegen den BRD-Bürger [Name 1] wurde gemäß § 105 StGB (Staatsfeindlicher Menschenhandel)4 und gegen den DDR-Bürger Dr. Wessollek gemäß § 213 StGB (Ungesetzlicher Grenzübertritt)5 Ermittlungsverfahren eingeleitet und auf der gleichen Rechtsgrundlage Haftbefehle erlassen.

Die Untersuchungen des MfS werden fortgesetzt.

  1. Zum nächsten Dokument Festnahme von zwei Westberlinern wegen Menschenhandel

    28. August 1973
    Information Nr. 874/73 über die Festnahme von zwei Einwohnern von Berlin (West) wegen des Versuchs des staatsfeindlichen Menschenhandels

  2. Zum vorherigen Dokument Festnahme wegen Versuch des Menschenhandels

    28. August 1973
    Information Nr. 870/73 über die Festnahme eines Einwohners von Berlin (West) wegen des Versuchs des staatsfeindlichen Menschenhandels