Festnahme wegen Verbreitens von Hetzschriften
[ohne Datum]
Information Nr. 698/73 über die Festnahme eines DDR-Bürgers wegen Verbreitens von Hetzschriften im Kreis Reichenbach/Bezirk Karl-Marx-Stadt am 17. Juli 1973
Am 17.7.1973 wurde durch das MfS der [Name, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1935, wohnhaft Elsterberg, Kreis Greiz, [Straße, Nr.], zuletzt beschäftigt als Transportarbeiter im VEB Chemiefaserwerk Schwarza – Betriebsteil Elsterberg – mehrfach vorbestraft, u. a. 1968 wegen staatsfeindlicher Hetze zu viereinhalb Jahren Freiheitsentzug verurteilt (am 14.12.1972 durch Amnestieerlass vorzeitig entlassen1) während des Verbreitens von selbst gefertigten Hetzschriften in Brunn, Kreis Reichenbach, auf frischer Tat festgenommen.
Wie die bisherigen Untersuchungen ergaben, hat der Beschuldigte in der Zeit vom 11.7. bis 13.7.1973 insgesamt 25 Hetzschriften angefertigt, deren Inhalt sich in massiver Form gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR, insbesondere jedoch gegen die SED und ihren Ersten Sekretär richtete.
Diese Hetzschriften wurden von [Name] in der Zeit vom 13.7. bis 17.7.1973 im Stadtgebiet und in der Umgebung von Reichenbach an für die Öffentlichkeit zugänglichen Stellen wie Verkaufsstellen, Warteräumen, Telefonzellen u. Ä. angelegt.
Als Beweggrund für seine staatsfeindliche Handlung gibt [Name] an, dass er hoffte, dadurch nach der BRD ausgewiesen zu werden.
Bei dem Beschuldigten handelt es sich um einen ursprünglich fortschrittlich erzogenen Menschen, der sich jedoch frühzeitig allen positiven Einflüssen entzog und sehr viel dem Alkohol zusprach.
Der [Name] ging in der Vergangenheit oftmals keiner geregelten Arbeit nach.
Gegen [Name] wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und Haftbefehl erlassen.
Die weiteren Untersuchungen zur umfassenden Aufklärung der Ursachen und Motive werden durch das MfS fortgesetzt.