In der Zeit vom 24. bis 26.8.1973 findet in München/BRD die turnusmäßige Regional-Konferenz der Religionsgemeinschaft »Kirche Jesu Christi – der Heiligen der letzten Tage« (Mormonen) in der BRD statt. Zum gleichen Zeitpunkt ist die Durchführung eines internationalen Jugendtreffens der Mormonen in München geplant.

Vonseiten der Leitung der Religionsgemeinschaft in der DDR, insbesondere des Missionspräsidenten Burkhardt, Henry,¹ Karl-Marx-Stadt, wurden jugendliche Mitglieder der Religionsgemeinschaft in der DDR aufgefordert, sich für die Teilnahme an diesem Jugendtreffen zu melden. Burkhardt vertrat die Meinung, dass wenigstens 300 Jugendliche aus der DDR am Treffen teilnehmen sollten. Von den Jugendlichen, die sich für eine Teilnahme meldeten, verlangte Burkhardt schriftlich die Bestätigung, dass sie wieder in die DDR zurückkehren. Diese Erklärungen beabsichtigt Burkhardt gemeinsam mit den Ausreiseanträgen dem Staatssekretariat für Kirchenfragen zu übergeben. (Anlage)

Weiter wurde dem MfS bekannt, dass die Leitung der Religionsgemeinschaft in der DDR damit rechnet, dass ca. 700 Mitglieder aus der DDR an der Regional-Konferenz in München teilnehmen. Um diese Zahl zu erreichen, wurden die Gemeindeleiter angewiesen, alle Rentner, die der Religionsgemeinschaft angehören und sich zu dieser Zeit in der BRD aufhalten, namentlich zu melden.

Burkhardt wolle bei den Verhandlungen mit den staatlichen Stellen eine noch größere Zahl von Teilnehmern ins Gespräch bringen, um so Ausweichmöglichkeiten zu haben.

Die Teilnehmer aus der DDR sollen in München im »Olympischen Dorf« untergebracht und verpflegt werden. Die Unterkunft, Verpflegung sowie die Rückreise bis zur Staatsgrenze sind für die Teilnehmer aus der DDR kostenlos. Zur Finanzierung sei anlässlich der Anfang 1973 in Salt Lake City/USA durchgeführten Generalkonferenz der Religionsgemeinschaft,² an der Burkhardt sowie Krause Walter,³ Neubrandenburg, teilgenommen haben, in der dortigen »deutschen Gemeinde« für die Teilnehmer aus der DDR an der Regionalkonferenz in München gesammelt worden.

In diesem Zusammenhang muss eingeschätzt werden, dass an den in den letzten Jahren durchgeführten Veranstaltungen in der BRD keine offiziellen Vertreter der Kirche aus der DDR teilgenommen haben. Die Leitung der Religionsgemeinschaft in der DDR verspricht sich jedoch internen Äußerungen zufolge, durch den Grundlagenvertrag⁴ »Erleichterungen« in den Reisebedingungen zwischen der DDR und der BRD und wolle einen »Test« durchführen.

1. Zum nächsten Dokument Flucht eines Arztes des Krankenhaus Friedrichshain
   

   13. August 1973
   Information Nr. 799/73 über das ungesetzliche Verlassen der DDR durch einen Arzt des Krankenhauses Berlin-Friedrichshain

2. Zum vorherigen Dokument Aufklärung einer anonymen Bombendrohung
   

   9. August 1973
   Information Nr. 788/73 über die Aufklärung einer anonymen Bombendrohung für den 5. August 1973