Ökumenischer Gottesdienst in der Sophienkirche für Chile
4. Dezember 1973
Information Nr. 1218/73 über den ökumenischen Gottesdienst am 21. November 1973 in der Sophienkirche in der Hauptstadt der DDR Berlin für Chile
Am 21.11.1973 fand in der Sophienkirche anlässlich des Bußtages ein ökumenischer Gottesdienst statt unter dem Thema: »Nachdenken für Chile – Klage, Anklage, Information, Aktion, Fürbitte«.1
Die Veranstalter dieses Gottesdienstes waren:
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»Aktion Sühnezeichen«2
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Evangelische Studentengemeinde Berlin
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Geschäftsstelle der Evangelischen Studentengemeinden in der DDR
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Ökumenischer Jugenddienst beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR3
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Evangelische Sophiengemeinde
Die ca. 1 000 Teilnehmer erhielten schriftliches Material, in dem eindeutig für die Unidad Popular4 Stellung genommen wird und die Verbrechen der Militär-Junta verurteilt werden. Die Gottesdienstteilnehmer richteten einen offenen Brief an die Christen in Chile, in dem es u. a. heißt:
»… Auch an diejenigen unter Euch wenden wir uns, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht entschließen konnten, den Weg der Unidad Popular mitzugehen. Werdet Ihr angesichts des Terrors der Junta, angesichts ihrer Ziele erkennen, welche politischen Möglichkeiten zum Wohle aller Ihr nicht genutzt habt? Besteht die Gefahr, dass Ihr die versäumten Chancen in verkehrter Weise nachholt, indem Ihr Euch von der Junta in Dienst nehmen lasst? Wir haben in unserem Land den Faschismus erlebt, der Verbrechen und Tod für Millionen Menschen bedeutete. Das erfahrt Ihr jetzt selbst. Wir können Euch nur warnen. Widersteht der Versuchung, in ihm eine mögliche Ordnung Eurer Situation zu sehen. Widersetzt Euch seinen Versprechungen und seinen Praktiken. Wer Kommunisten, die sich für die Würde und das Recht aller Menschen einsetzen, tötet, macht auch vor Christen mit denselben Zielen nicht halt …«
Des Weiteren wurde ein Brief an den Generalsekretär des ökumenischen Rates der Kirchen gerichtet, in dem es heißt:
»… Sie und alle Beteiligten möchten wir ermutigen, trotz Kritiker und Skeptiker sich im Eintreten für die Entrechteten, Gefangenen und Gefolterten und für alle Flüchtlinge in Chile nicht beirren zu lassen. Wir bitten Sie dringend, über die Kommission der Kirchen für Internationale Angelegenheiten (CCIA)5 und die Mitgliedskirchen die UNO und die Regierungen zum Widerstand gegen das faschistische Regime und für dessen internationale Isolierung zu drängen …«
(Beide Dokumente liegen dem MfS im Wortlaut vor und können bei Bedarf angefordert werden.)