Direkt zum Seiteninhalt springen

Provokation gegen DDR-Fischfangflotte im dänischen Hafen

16. August 1973
Information Nr. 811/73 über weitere Einzelheiten zur Provokation gegen Fischkutter der DDR-Fischfangflotte im dänischen Hafen Nexø/Bornholm am 13. August 1973 (Ergänzung unserer Information Nr. 802/73)

Nach Beendigung der Europameisterschaften der Finn-Dinghy-Segler1 in der VR Polen begaben sich die DDR-Sportfunktionäre Rarrasch, Kurt,2 geboren [Tag, Monat] 1927, wohnhaft Rostock, [Straße, Nr.], Trainer beim SC Empor Rostock; Leschke, Peter,3 geboren [Tag, Monat] 1942, Leiter des wissenschaftlichen Zentrums des Bundes Deutscher Segler in Rostock und Mier, Jürgen,4 geboren [Tag, Monat] 1941, Trainer beim Armeesportclub »Vorwärts«, mit dem DDR-Motorboot »Regulus« am 11.8.1973 auf die Rückfahrt nach der DDR.

(Bei den drei Genannten handelt es sich um ständige Reisekader.5)

Am 12.8.1973, gegen 7.00 Uhr, stellte die Besatzung von »Regulus« ca. vier Seemeilen von der dänischen Insel Bornholm entfernt Motorschaden am Boot fest.

Trotz entsprechender Notsignale wurde die »Regulus« erst gegen 18.00 Uhr durch zwei DDR-Kutter aus Ueckermünde bemerkt und von diesen bis unter Land in Schlepp genommen.

Nach Untersuchung des Schadens lief die »Regulus« gegen 20.15 Uhr in den dänischen Hafen Nexø/Bornholm ein und machte am Warnemünder Kutter WAR – 25 fest.

Nachdem sich bereits kurz nach Festmachen mehrere westliche Zeitungs- und Bildreporter auf dem Kai eingefunden hatten, betraten gegen 21.00 Uhr bewaffnete Angehörige der dänischen Polizei sowie ein Zivilbeamter die »Regulus« und nahmen eine Ausweiskontrolle vor.

Im Verlaufe der anschließenden Durchsuchung des Bootes wurden die Besatzungsmitglieder mehrfach nach einer DDR-Familie befragt, die sich angeblich an Bord befände und von der Besatzung am Verlassen der DDR gehindert würde.

Letzteres wurde nach Angaben der in der Zwischenzeit in die DDR zurückgekehrten Besatzungsmitglieder der »Regulus« auch von den anwesenden Reportern und einer bisher unbekannten westdeutschen Bürgerin behauptet. Deshalb wurde die »Regulus« auf Weisung dänischer Beamter an eine andere Pier verlegt und eine Durchsuchung aller in Nexø liegenden acht DDR-Kutter durch eine große Anzahl bewaffneter uniformierter Kräfte durchgeführt.

Gegen 22.00 Uhr begannen die Verhöre der Besatzung der »Regulus« auf der dänischen Polizeistation.

Dabei bestätigte sich, dass die gegenüber dänischen Behörden aufgestellte Behauptung, auf der »Regulus« eine Frau und ein Kind gesehen zu haben, von westdeutschen Bürgern – insbesondere jedoch von der bereits genannten weiblichen Person – ausging.

Die Besatzungsmitglieder wurden durch einen Beamten der politischen Polizei und einen deutschsprechenden Verwaltungsangestellten im Wesentlichen danach befragt, ob

  • die »Regulus« Eigentum der Armee sei,

  • ein dienstlicher Auftrag zum Anlaufen von Nexø vorliege,

  • eine DDR-Familie an der Flucht gehindert worden sei und wo sich diese aufhalte und

  • ob sich waffentragende Personen an Bord befänden.

Die Verhöre wurden gegen 4.15 Uhr und die Durchsuchungen gegen 4.45 Uhr des 13.8.1973 abgebrochen.

Nach Absprache mit der Besatzung der »Regulus« und des Kutters WAR – 46 fuhr Genosse Leschke mit dem Kutter zurück und traf gegen 3.15 Uhr in Warnemünde ein.

Die beiden anderen Besatzungsmitglieder kehrten am 14.8.1973 gegen 18.00 Uhr zurück.

Die Aussagen der Besatzung der »Regulus« stimmen vollinhaltlich mit denen der Kutterbesatzung WAR – 46 überein.

  1. Zum nächsten Dokument Provokation von Westberlin aus gegen die DDR-Staatsgrenze

    16. August 1973
    Information Nr. 814/73 über provokatorische Handlungen von Westberlin aus gegen die Staatsgrenze der DDR am 14. August 1973

  2. Zum vorherigen Dokument Festnahme eines Westberliners wegen versuchter Ausschleusung

    16. August 1973
    Information Nr. 808/73 über die Festnahme eines Westberliner Bürgers wegen versuchter Ausschleusung einer DDR-Bürgerin nach Westberlin