Provokation gegen DDR-Fischfangflotte in dänischem Hafen
13. August 1973
Information Nr. 802/73 über eine Provokation gegen Fischkutter der DDR-Fischfangflotte im dänischen Hafen Nexø/Bornholm am 13. August 1973
Mehrere Schiffseinheiten der dänischen Marine riegelten in der Nacht zum 13.8.1973 den Hafen von Nexø/Bornholm zweieinhalb Stunden hermetisch ab, um DDR-Kutter am Auslaufen zu hindern und die Suche nach angeblichen Flüchtlingen aus der DDR zu sichern.
Ein ursprünglich in den Handlungsort beorderter Einsatztrupp der dänischen Armee kam nicht mehr zum Einsatz.
Diese Provokation wurde von offensichtlich gesteuerten Berichten westdeutscher Touristen ausgelöst. Diese hatten gegenüber dänischen Behörden behauptet, zwei in den Hafen Nexø eingelaufene DDR-Fischkutter würden DDR-Bürger an einer Flucht hindern.
Die angeblichen DDR-Flüchtlinge hätten in einem Motorboot gleichzeitig mit den beiden Fischkuttern den Hafen Nexø erreicht.
Auf diese Äußerungen hin und ohne echte vorherige Prüfung wurden die Besatzungsmitglieder aller im Hafen Nexø ankernden Fischkutter (ca. zehn) von der dänischen Polizei vernommen.
Obwohl sich dabei sehr bald die Haltlosigkeit der Anschuldigungen herausstellte, war schon vorher die Weltöffentlichkeit durch westliche Presseagenturen (AFP, DPA) informiert worden.1
Die Insassen des Motorbootes erklärten übereinstimmend mit den Besatzungsmitgliedern der DDR-Fischkutter, von den beiden DDR-Fischkuttern auf ihren Wunsch hin in Schlepp genommen worden zu sein, da ihr Boot eine Panne hatte.
Die ausführliche Aufklärung aller Einzelheiten des Vorfalls sowie seiner Hintermänner erfolgt, wobei auch geprüft wird, welche Verhaltensweisen der DDR-Bürger eine Rolle gespielt haben und wie sie für solche Fälle (Gespräche mit Bürgern anderer Staaten, Anlaufen fremder Häfen, Abschleppen usw.) grundsätzlich instruiert werden müssten.
Es wird vorgeschlagen, mit einer entsprechenden Erklärung in der DDR-Presse zu reagieren, da es sich ganz offensichtlich um eine gezielte Aktion gegen den zuverlässigen Schutz der Staatsgrenze der DDR handelt.2 Diese Provokation zielt eindeutig darauf ab, von den in der jüngsten Vergangenheit erfolgten DDR-Enthüllungen über den Missbrauch des Transitabkommens3 durch die BRD abzulenken und dazu den 13. August als besonders geeigneten Termin auszunutzen.4
Die Provokation zeigt zugleich, dass wegen irgendeiner haltlosen Behauptung westdeutscher Touristen sofort der dänische staatliche Machtapparat gegenüber DDR-Bürgern und damit gegen die DDR in Aktion tritt, ohne dass die auf sich allein gestellten DDR-Bürger sich dagegen wehren können und ohne dass seitens der DDR sofort politische oder staatliche Maßnahmen wirksam werden können.
Andererseits ist völlig unsicher, ob auch die westdeutschen Personen wegen ihrer »Desinformation« zur Rechenschaft gezogen werden.
Nicht zuletzt ist diese dänische Haltung geeignet, Bürger der DDR erst zu ermutigen, auf diesem oder ähnlichem Wege die DDR ungesetzlich zu verlassen.