Provokationen an der Westberliner Grenze
29. Juli 1973
Information Nr. 732/73 über weitere von Westberlin erfolgte Grenzprovokationen gegen die Staatsgrenze der DDR am 28. und 29. Juli 1973
1. In der Nacht zum 29.7.1973 wurde auf der Westberliner Seite des Potsdamer Platzes am Gerüst der Leuchtschriftenanlage des ehemaligen »Studios am Stacheldraht«1 in ca. 15 bis 20 m Höhe eine Hetzlosung befestigt.
Die Hetzlosung ist auf weißem Stoff mit schwarzen Druckbuchstaben von ca. 0,50 m Größe aufgetragen und lautet: »Jugend der Welt kämpft, bis die Mauer fällt!«
Die Länge des Transparentes beträgt ca. zehn Meter. Um die Losung auch in der Dunkelheit sichtbar zu machen, wurde bis gegen 2.00 Uhr vor dem Gerüst der Leuchtschriftenanlage ein Autoreifen verbrannt.
Die Losung ist vom Haus der Ministerien2 aus nicht mehr mit bloßem Auge erkennbar und erreicht deshalb keine Massenwirksamkeit.
Am 29.7.1973, gegen 11.30 Uhr, wurde durch Westberliner Polizisten mit der Entfernung der Hetzlosung begonnen.
2. Am 28.7.1973, zwischen 22.05 und 22.10 Uhr, wurden die Sicherungsposten der NVA-Grenze am Bahnhof Staaken durch zwei unbekannte männliche Zivilpersonen, die ca. drei Meter in das Territorium der DDR eingedrungen waren, in gemeiner Weise beschimpft.
Weiterhin bewarfen sie von ihrem Standort aus die Grenzposten mehrmals mit Steinen, ohne sie zu verletzen.
3. Am 28.7.1973, gegen 23.45 Uhr, wurden im Grenzabschnitt Sonnenallee (Postenabschnitt »Waschhaus«) durch unbekannte Täter vom Westberliner Territorium aus mittels Luftdruckgewehr zwei Hochdruck-Quecksilberlampen zerschossen, die zur Beleuchtung der Grenzsicherungsanlagen installiert sind.
Durch das MfS sind die erforderlichen Maßnahmen zur Identifizierung der Täter bezüglich der Vorkommnisse am Bahnhof Staaken und im Grenzabschnitt Sonnenallee eingeleitet worden.