Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltbundes
16. Juli 1973
Information Nr. 622/73 über die vorgesehene Sitzung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom 26. Juli bis 4. August 1973 in der DDR
In der Zeit vom 26.7. bis 4.8.1973 findet in Eisenach die diesjährige Tagung des Exekutivkomitees des Lutherischen Weltbundes1 statt.
Eisenach wurde vom LWB als Tagungsort gewählt, weil dort im Jahre 1923 der Weltbund gegründet wurde und 1973 fünfzig Jahre besteht.2
Das Exekutivkomitee ist das höchste Organ des LWB, das jährlich zwischen den Vollversammlungen tagt. Vollversammlungen finden in Abständen von fünf bis sieben Jahren statt.
Dem Exekutivkomitee gehören 33 ständige Mitglieder an. Den Vorstand des Exekutivkomitees bilden fünf Personen:
- –
Juva/Helsinki,3 Präsident des Lutherischen Weltbundes
- –
Nababan/Indonesien,4 Vizepräsident des LWB
- –
Marshall/USA,5 Vizepräsident des LWB
- –
Kirchenpräsident Cobrda/Argentinien,6 Vizepräsident des LWB
- –
Dr. Weeber/BRD,7 Schatzmeister des LWB
An den Sitzungen des Exekutivkomitees nehmen neben den ständigen Mitgliedern noch Mitarbeiter und Berater aus den einzelnen Mitgliedskirchen des LWB, der Mitarbeiterstab des LWB aus Genf, Beobachter und andere Gäste teil.
Insgesamt handelt es sich um ca. 100 bis 120 Personen aus dem sozialistischen und nichtsozialistischen Ausland, die als Teilnehmer an der Sitzung des Exekutivkomitees des LWB in Eisenach infrage kommen.
Aus der BRD wollen an der Tagung in Eisenach folgende Personen teilnehmen und Anträge zur Einreise in die DDR stellen:
- –
Landesbischof D. Dietzfelbinger/München8
- –
Oberkirchenrat Klapper/Hannover9
- –
Landesbischof i. R. D. Lilje/Hannover10
- –
Landessuperintendent Dr. Schmidt-Clausen/Osnabrück11
- –
Vizepräsident Dr. Weeber/Aich
Anträge auf Einreise in die DDR von weiteren Teilnehmern aus nichtsozialistischen Staaten an der Tagung in Eisenach sollen ebenfalls in nächster Zeit gestellt werden. (Eine Aufzählung der Personen, die beabsichtigen, nach Eisenach zu reisen, befindet sich in der Anlage.)
Um Einreiseerlaubnis in die DDR durch diese Teilnehmer soll überwiegend für die Zeit vom 20.7. bis 16.8.1973 ersucht werden, da beabsichtigt ist, vor und nach der Tagung noch Besuche in kirchlichen Gemeinden vorzunehmen.
Einige Teilnehmer haben die Absicht, in Begleitung ihrer Ehefrauen und z. T. auch der Kinder in die DDR einzureisen. Vizepräsident Marshall/USA, Vizepräsident Nababan/Indonesien sowie Mau/USA12 wollen bereits am 17.7.1973 in die DDR einreisen. Kiwovele/Tansania13 und Dr. Meuser/USA14 wollen bis zum 30.8. bzw. 20.8.1973 in der DDR bleiben.
Zur Wahrnehmung der organisatorischen Aufgaben wurde vom LWB in der DDR ein Organisationskomitee gebildet, bestehend aus fünf Vertretern der Lutherischen Kirchen in der DDR.
Dieses Organisationskomitee veranlasst die Unterbringung der Teilnehmer in kircheneigenen Heimen (»Haus Hainstein«, »Villa Beyer«, »Neulandhaus«,15 Predigerseminar sowie im Hotel »Wartburg«).
Außer Beratungen des Exekutivkomitees in der Zeit vom 16.7. bis 4.8.1973 sind im Organisationskomitee folgende beabsichtigte Veranstaltungen im Gespräch:
- –
27.7.1973 – Empfang der Gäste durch den Staatssekretär für Kirchenfragen im Hotel auf der Wartburg
(Darüber sollen auf Initiative des Organisationskomitees noch Vereinbarungen mit dem Staatssekretariat für Kirchenfragen getroffen werden.)
- –
28.7.1973 – Besuch von 40 Teilnehmern der Tagung des Wartburgkonzertes des Senders »Stimme der DDR«16
- –
29.7.1973 – Besuch von Thüringer Kirchgemeinden; abends Eröffnungsgottesdienst in der Georgenkirche (Prediger: Prof. Juva und Dr. Appel,17 Generalsekretär des LWB)
- –
1.8.1973 – Empfang durch den Landeskirchenrat der Landeskirche Thüringen
- –
4.8.1973 – Abschlussgottesdienst in der Wartburgkapelle
- –
6.8.1973 – Fahrt nach Eisleben und Wittenberg zum Besuch des Geburtshauses sowie des Grabes von Martin Luther
Das theologische Thema der Exekutivausschusssitzung soll lauten: »Glaube heißt: Konkrete Nachfolge in der Welt«.
Prof. Dr. Gottfried Voigt,18 Dozent am Theologischen Seminar in Leipzig, soll einen etwa 30-minütigen Vortrag zu diesem Thema aus der Sicht der Kirchen in der DDR halten.
In einem Schreiben des Generalsekretärs des Lutherischen Weltbundes Appel an Voigt, der Hinweise zu diesem Thema enthält, heißt es u. a.:
»… Das Problem interessiert uns … besonders da, wo die Kirche versucht, konkret in der Welt die Nachfolge Christi ernst zu nehmen. Man hat jahrzehntelang der Kirche vorgeworfen, dass sie sich an den Problemen der Gesellschaft zu wenig interessiere oder nur einseitig Stellung nehme. Jetzt kommt es eher zu dem entgegengesetzten Vorwurf: die Kirche solle sich nicht in Fragen der Welt einmischen und sich doch eher auf das ›religiöse Gebiet‹ beschränken.
…
Wir stoßen im LWB überall auf die Frage des totalen Menschen, an den sich Gott wendet, und die Frage der Unzertrennlichkeit der verschiedenen Aspekte des menschlichen Lebens sowie der Schwierigkeit in der Kirche, davon zu zeugen, dass Christus Herr der ganzen Welt ist und dass deshalb die Kirche mit der ganzen Welt zu tun hat …«19
Dieses Thema soll weiter in Gruppen beraten und ein Bericht darüber dem Plenum der Tagung vorgelegt werden.
Diese Information ist nicht zur öffentlichen Auswertung bestimmt.