Verhinderte Ausschleusung von DDR-Bürgern durch Österreicher
13. Juli 1973
Information Nr. 662/73 über die Verhinderung der Ausschleusung von Bürgern der DDR
Im Verlaufe der Untersuchungen des MfS gegen die am 12.7.1973 festgenommenen österreichischen Staatsbürger [Name 1, Vorname]1 und [Name 2, Vorname]2 wurde festgestellt, dass nachfolgend genannte DDR-Bürger ausgeschleust werden sollten:
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Prof. Dr. Igel, Hans,3 geboren am [Tag, Monat] 1918, Direktor der Frauenklinik der Charitè, wohnhaft Berlin-Karolinenhof, [Straße, Nr.];
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[Name 3, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1942, Stationsarzt im Bezirkskrankenhaus Cottbus, wohnhaft Cottbus, [Straße, Nr.];
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[Name 4, Vorname 1], geboren am [Tag, Monat] 1931, Frauenarzt, Leiter der Klinik des Paul-Gerhardt-Stifts in Wittenberg und freipraktizierend; seine Ehefrau [Name 4, Vorname 2], geboren am [Tag, Monat] 1937, Sprechstundenhilfe in der Praxis des Ehemannes, beide wohnhaft Dessau, [Straße, Nr.], und deren zwei Kinder im Alter von 13 und 16 Jahren.
Gegen die erwachsenen DDR-Bürger wurden Ermittlungsverfahren nach §§ 1004 und 2135 StGB mit Haft eingeleitet. Die Kinder des Ehepaares [Name 4] wurden in einem staatlichen Kinderheim im Bezirk Magdeburg untergebracht.
Alle zur Ausschleusung vorgesehenen DDR-Bürger erhielten durch Verwandte bzw. Bekannte in der BRD bzw. in Westberlin Verbindung zu der Menschenhändlerorganisation6 Herschel7/Haack8/Irrgang,9 in deren Auftrage die festgenommenen österreichischen Staatsbürger tätig waren.
Im Falle Prof. Dr. Igels wurde die Verbindung zur Schleuserorganisation durch seine Ehefrau unter Ausnutzung einer Rentnerreise nach Westberlin und durch Vermittlung des ehemaligen Ballettmeisters der Staatsoper Berlin, [Vorname Name 5], hergestellt, wobei die Ehefrau am 12.7.1973 in Westberlin verblieb, in der Annahme, dass die Schleusung gelingt.
[Name 3, Vorname] wurde durch seinen Bruder, der 1956 illegal die DDR verließ und zurzeit Pathologie-Dozent an der Veterinär-Medizinischen Hochschule Hannover ist, vermittelt.
[Name 4] und seine Ehefrau wurden durch den ehemaligen Arzt der Universitätsklinik Halle, [Name 6], vermittelt, der selbst von dieser Organisation ausgeschleust worden war.
Die Ausschleusung der DDR-Bürger sollte durch einen Lkw mit Hänger erfolgen, dem zu diesem Zweck am Maschinenwagen und am Hänger speziell präparierte Einstiegsluken eingebaut wurden, die einen Zugang zu den Laderäumen ohne Verletzung der Zollverschlüsse ermöglichen.
Die Untersuchungen zur weiteren Aufklärung aller Zusammenhänge sowie der Ursachen und Motive der festgenommenen DDR-Bürger werden fortgesetzt.