Vorkommnis mit Aeroflotmaschine auf dem Flughafen Schönefeld
27. Januar 1973
Information Nr. 89/73 über ein besonderes Vorkommnis mit einer Maschine der Aeroflot auf dem Zentralflughafen Berlin-Schönefeld
Am 26.1.1973, gegen 9.35 Uhr, kam es auf dem Zentralflughafen Berlin-Schönefeld auf der Start- und Landebahn II (SLB II) zu einem besonderen Vorkommnis mit der Maschine der Aeroflot1 TU 154, Linie SU 111, Flug Moskau – Berlin.
Die vom MfS im Zusammenwirken mit Fachexperten bisher durchgeführten Untersuchungen ergaben:
Beim Landeanflug aus Richtung Bohnsdorf auf die SLB II bekam die Maschine etwa 400 m vor Beginn der SLB II mit dem linken Hauptfahrwerk Hindernisberührung mit der Anflugbefeuerung.
Die Maschine berührte mit dem linken Fahrwerk einen etwa 30 m hohen Betongürtel, auf welchem eine 2,50 m hohe Befeuerungslampe montiert war. Danach traten noch weitere Berührungen mit Betonfundamenten der Anflugbefeuerung ein. Dadurch wurden der vordere Fahrwerkswagen des linken Fahrwerkes (Zwillingsreifen) abgebrochen und Teile der linken unteren Tragfläche (Landeklappen) beschädigt und abgerissen.
Dabei platzten die Reifen des zweiten linken Fahrwerkes (Zwillingsreifen); die Reifen des dritten linken Fahrwerkes blieben erhalten. Die Reifen des rechten Fahrwerkes (drei Zwillingspaare) wurden nicht beschädigt.
Die Maschine wurde durch den Kommandanten wieder hochgerissen und setzte am Beginn der SLB II wieder auf. Nach etwa 1 600 m Rollbewegungen kam die Maschine zum Stehen. Durch den Aufprall der Maschine wurde auf ca. einen Meter eine sechs cm tiefe Spur in den Beton der Landebahn geschnitten.
Die Maschine ist flugunfähig und wurde zur Werft abgeschleppt.
Das Flugzeug war mit 85 Passagieren (75 DDR-Bürger, sechs kubanische Bürger, zwei Bürger der UdSSR, ein USA-Bürger, ein BRD-Bürger) besetzt.
Personenschaden trat nicht ein.
Die Maschine wurde bis zu einer Entfernung von etwa 15 km vor der Landung durch die Flugsicherung radargeleitet. Zu diesem Zeitpunkt erhielt der Kommandant durch die Flugsicherung die Mitteilung, die Maschine nach dem Instrumentenlandesystem2 zu steuern und dem Kurs- und Gleitweg dieses Systems zu folgen. Das entspricht den normalen Bedingungen bei Landungen von Maschinen.
Während des Landeanflugs waren normale Wetterbedingungen (Sicht 2 800 m, Wolkenuntergrenze in 7 000 m).
Über die Ursachen des vorzeitigen Aufsetzens der Maschine durch den sowjetischen Piloten liegen noch keine Untersuchungsergebnisse vor. Weitere Untersuchungen werden in Zusammenarbeit mit dem Repräsentanten der Aeroflot geführt.