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Werfen von Nebelkörpern auf das Territorium der DDR

23. April 1973
Information Nr. 389/73 über das Werfen zweier Nebelkörper von Westberliner Seite auf das Territorium der Grenzübergangsstelle Friedrich-/Zimmerstraße am 22. April 1973

Am 22.4.1973, gegen 20.20 Uhr, warfen unbekannte Täter vom westlichen Vorfeld der Grenzübergangsstelle Friedrich-/Zimmerstraße – etwa Höhe des Hauses Zimmerstraße 19 a, wo eine Hetzausstellung im Zusammenhang mit dem 13. August 19611 untergebracht ist – zwei Nebelkörper über die Grenzsicherungsanlagen auf das Territorium der DDR.

Beide Nebelkörper schlugen ca. sieben Meter von der Grenzmauer entfernt auf und entwickelten sofort starke Nebelschwaden, die sich über den gesamten Bereich der Einreiseabfertigung der Grenzübergangsstelle Friedrich-/Zimmerstraße in Richtung Charlottenstraße ausbreiteten und bis gegen 20.30 Uhr anhielten.

Die Ausreiseabfertigung in Richtung Westberlin musste während dieser Zeit verzögert werden, um die Reisenden nicht den Nebelschwaden auszusetzen und eine ordnungsgemäße Ausreise zu gewährleisten.

Etwa eine Minute nach dem Aufschlagen der Nebelkörper erschien an der Westberliner Grenzübergangsstelle das Streifenfahrzeug 30 XC 29 der britischen Besatzungsmacht. Dessen Insassen sowie ein US-Militärpolizist beobachteten von der im westlichen Vorfeld befindlichen Tribüne aus den Vorfall.

Die ausgebrannten und sichergestellten Nebelkerzen tragen die deutsche Beschriftung »DM 1 LOS SPM -1 – 10«, haben einen Durchmesser von 7,5 cm und sind 17 cm lang.

Bei ihrer Verwendung sind – laut aufgedrucktem deutschen Text – ABC-Schutzmasken zu tragen.

(Exemplar Genosse Honecker2)3

Die zuständigen sowjetischen Organe sowie der Staatssekretär beim Ministerrat der DDR, Genosse Dr. Kohl,4 wurden informiert, um Protest einlegen zu können.

  1. Zum nächsten Dokument Reise- und Touristenverkehr 20.–23.4.1973

    24. April 1973
    Information Nr. 390/73 über den Umfang des grenzüberschreitenden Reise- und Touristenverkehrs im Zeitraum vom 20. April bis 23. April 1973
  2. Zum vorherigen Dokument Verhinderter ungesetzlicher Grenzübertritt

    24. April 1973
    Information Nr. 385/73 über einen verhinderten ungesetzlichen Grenzübertritt DDR – Westberlin

  1. Am 13. August 1961 ließ die SED-Führung die Grenze zwischen Ost- und Westberlin abriegeln. Der Tag markiert den Beginn des Berliner Mauerbaus.

  2. Erich Honecker, Jg. 1912, Politiker und SED-Funktionär, 1930–33 Funktionär des KJVD, 1933–35 illegale Parteiarbeit, 1935 Verhaftung durch die Gestapo und bis 1945 politische Haft, 1946–55 Mitbegründer und 1. Vorsitzender der FDJ, 1958–89 Mitglied des Politbüros, ab 1971 1. SED-Sekretär, ab 1976 SED-Generalsekretär, 1971–89 Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates, 1976–89 Vorsitzender des Staatsrates, 18.10.1989 Rücktritt von allen Ämtern, 3.12.1989 SED-Ausschluss.

  3. Dieser Vermerk weist darauf hin, dass die folgende Anmerkung nur in dem Exemplar an Erich Honecker enthalten war.

  4. Michael Kohl, Jg. 1929, SED-Funktionär und Diplomat, 1956–61 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Völkerrecht, 1961–67 Mitarbeiter des MfAA, 1965–68 ebenda Staatssekretär für Westberlin-Fragen, 1968–73 ebenda Staatssekretär für westdeutsche Fragen, ab 1970 Verhandlungsführer zum Transitabkommen, zum Verkehrs- und zum Grundlagenvertrag, 1971–81 Mitglied der Außenpolitischen Kommission und der Westkommission beim SED-Politbüro, 1973–78 Leiter der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn, 1978–82 stellvertretender DDR-Außenminister.